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Was passiert beim systemischen Coaching?

Was passiert beim systemischen Coaching?

Foto: © tomozina1 - stock.adobe.com
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Ein starker Begleiter für alle Lebenslagen? Tatsächlich versprechen systemische Coaches ihrer potenziellen Klientel eine persönliche Fortbildung und Weiterentwicklung auf beruflicher und privater Ebene. Doch der Markt ist mitunter undurchsichtig und die Fülle an Angeboten birgt das Risiko, auf realitätsferne Versprechen und unseriöse Protagonisten zu stoßen. Für die Qualitätssicherung des systemischen Coachings sorgen hierzulande gleich mehrere Verbände: Diese pochen neben einer fachlichen Zertifizierung auch auf ein gutes Stück Lebenserfahrung. 5 Fragen, 5 Antworten:

 

Was ist unter systemischem Coaching zu verstehen?

Als ein Instrument zur beruflichen Weiter- und persönlichen Fortbildung bieten Coaches (oder auch Business-Coaches) eine ziel- und lösungsorientierte Begleitung und Beratung an. Neben der fachlichen und methodischen Kompetenz des Coaches braucht es dazu auch die Bereitschaft des Klienten, sich entwicklungsorientiert führen zu lassen. Anhand klarer Ziele, die im Vorfeld eines Coachings festgelegt werden, lassen sich spätere Erfolge messen. Mal ist fehlendes Durchsetzungsvermögen im Job ein möglicher Grund für die Aufnahme der professionellen Beratung, mal sind es Unsicherheiten nach einer Beförderung. Auch private Gründe, Konflikte in der Partnerschaft etwa, können ein Auslöser sein. Unter dem „systemischen Ansatz” ist immer der Blick aufs große Ganze zu verstehen: Coaches betrachten die Anliegen ihrer Klienten stets in Bezug zu den Systemen, die sie umgeben – also beispielsweise die Familie, Freunde und der Arbeitsplatz. Als eine Art Wegbegleiter regen sie zum Perspektivwechsel an, indem sie ihren Klienten systemische Fragen à la „Wie haben Sie ähnliche Hürden früher überwunden?”, „Was würden Ihre Freunde Ihnen raten?”, oder „Was denken Sie, wie sich Ihre Chefin in der Situation fühlt?” stellen. Dabei nehmen Coaches jederzeit eine neutrale Haltung ein: Aus dieser objektiven Haltung heraus treten sie niemals mit eigenen Werten oder Meinungen an ihre Klienten heran.   

 

Welche Formate existieren?

Vertrauen und gegenseitiger Respekt – ohne diese Faktoren läuft nichts in der Beziehung zwischen Coach und Klient. Die Personalentwicklung entfaltet sich im Rahmen mehrerer Termine und in regelmäßigen Abständen, ist dabei jedoch zeitlich stets begrenzt. Das einfache Ziel eines jeden Coachings sollte daher sein, dass es ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr benötigt wird. Die gängigste Variante ist dabei das Einzelsetting: Dieses Eins-zu-Eins-Verhältnis von Coach zu Klient bietet sich vor allem für Freiberufler und Solo-Selbstständige an, haben diese doch in ihrem Berufsalltag eher seltener die Möglichkeit, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. An einem Team- oder Gruppencoaching hingegen nehmen im Schnitt sechs bis zwölf Personen teil; die Größe des Workshops sollte die Anzahl von 15 Teilnehmenden nicht überschreiten. Der klare Vorteil liegt hier in der Möglichkeit, gemeinsam an einem Strang ziehen zu können – idealerweise entstehen Synergieeffekte, die innerhalb der Gruppe zur Teamentwicklung beitragen. Nicht zuletzt während der Corona-Pandemie sind zudem verstärkt digitale Coaching-Formate entstanden. Doch lässt sich der persönliche Kontakt durch Online-Konferenzen oder gar KI-gestützte Formate ersetzen? Dr. Alexander Brungs, Vorstand des Deutschen Coaching Verbands (DCV), sieht diese Entwicklung kritisch: „Kernelement eines erfolgreichen Coaching-Prozesses ist und bleibt die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehung von Coach und Klient. Damit erscheint es auch fraglich, ob über einen ausschließlich im virtuellen Raum stattfindenden Austausch eine gleichwertige Vertrauensbasis wie bei einem klassischen Coaching vor Ort hergestellt werden kann.”

 

Handelt es sich beim Coaching um eine Art „Psychotherapie light”?

Der Mix aus individueller Unterstützung und persönlicher Beratung dient dem Aufbau bestimmter Verhaltensweisen. Diese Förderung der Selbstwahrnehmung darf allerdings nicht mit einer Psychotherapie gleichgesetzt werden. Denn während mental gesunde Menschen auf die Dienste eines systemischen Coaches zurückgreifen, wird eine Psychotherapie von Menschen in Anspruch genommen, die sich durch ein bestimmtes Problem in ihrem Alltag eingeschränkt fühlen. Letztgenannter Personenkreis sollte sich daher jederzeit an Psychotherapeuten, Ärzte oder entsprechende medizinische Einrichtungen wenden. So betonen Experten auch, dass die Methoden des systemischen Coachings für die Begleitung psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Ängste oder Zwänge schlichtweg nicht ausreichen. Dies müsse im Umkehrschluss jedoch nicht zwangsweise bedeuten, dass bei der Arbeit mit einem Coach nur an der Oberfläche gekratzt werde. Vielmehr versuche der Experte mit bestimmten Fragetechniken und Methoden, seinen Klienten die Lösung selbst finden zu lassen. Eine Entscheidungshilfe bei der Frage „Coaching oder Psychotherapie” könne der empfundene Leidensdruck und die sich im Alltag darstellende Problemtiefe sein.  

 

Wie verläuft die Ausbildung zum systemischen Coach?

Da es sich bei der Tätigkeitsbezeichnung „Coach” um kein geschütztes Berufsbild handelt, braucht es im Prinzip auch keinerlei Ausbildungsnachweis von offizieller Seite. So findet sich also auch hier ein markanter Unterschied zur gesetzlich geschützten Profession der Psychotherapie, bei der es zur Behandlung von Klienten eine Approbation braucht. Wer sich jedoch von der Masse abheben möchte, sollte eine zertifizierte Coaching-Ausbildung absolvieren, um auf diese Weise etablierten Qualitätsstandards gerecht zu werden. Verbände wie der Deutsche Coaching Verband (DCV), der Deutsche Bundesverband Coaching (DBVC) oder die Deutsche Coaching Gesellschaft (DCG) geben Auskunft darüber, welche Anbieter für eine zertifizierte Coaching-Ausbildung infrage kommen. Dort erhalten Interessierte zudem weitere Informationen und wertvolle Tipps für eine maßgeschneiderte Ausbildung. Neben diesem zu erwerbenden Qualitätssiegel zählen aber auch Softskills wie Lebenserfahrung, Empathie, das Interesse an Menschen sowie eine wertschätzende Haltung zu dem wichtigsten Handwerkszeug auf dem Weg zum Berufsbild „systemischer Coach”. 

 

Woran sind seriöse Angebote zu erkennen?

Schätzungen zufolge bieten in Deutschland zwischen 30.000 und 50.000 Coaches ihre Dienste an. Wie sind bei dieser Angebotsbreite schwarze Schafe in der Branche zu erkennen? Ein wichtiger Punkt sind die Kosten: Professionelle Anbieter machen hier von Beginn an klare Angaben und bestätigen vereinbarte Kosten schriftlich. Pocht der Coach bereits beim Erstgespräch auf eine Vertragsunterzeichnung, ist dies kein Anzeichen für Seriosität – idealerweise räumen Coaches ihren potentiellen Klienten eine angemessene Bedenkzeit ein. Auch konkrete Referenzen und die Mitgliedschaft in einem Verband signalisieren Professionalität. Dazu zählt etwa der bereits erwähnte Deutsche Coaching Verband (DCV), dessen Vorsitzender Dr. Alexander Brungs betont, dass auch konkrete Erfolgsversprechen mit Vorsicht zu genießen sind: „Klienten klären zwar zu Beginn in einem Vorgespräch den Auftrag an den Coach und vereinbaren ein Ziel. Aber auch wenn sie an einem genau definierten Ziel arbeiten, sollte ein Coach seinem Klienten kein Ergebnis versprechen.” Dieses könne unrealistisch sein und falsche Hoffnungen wecken. Ein weiterer Expertentipp: Keine Angebote annehmen, die eine Mindestanzahl an zu buchenden Stunden vorsehen. Es müsse möglich sein, dass beide Seiten den Coaching-Prozess jederzeit abbrechen können.

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