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Kind in Superheldenmontur hält Gabel mit Brokkoli in die Luft

Das Kind beim Fleischverzicht bestärken

Möchten Kinder auf Fleisch verzichten, gilt es, ihnen entgegenzukommen. Auch vegetarische Speisen halten viele Nährstoffe bereit. Foto: © Sunny studio - stock.adobe.com
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Im Zuge von Klimadiskussionen und der „Fridays for Future“-Bewegung überdenken immer mehr junge Menschen auch ihren Fleischkonsum. „Hilfe, mein Kind möchte sich vegetarisch ernähren!“ heißt es dann schon mal in Internetforen, wenn Eltern sich über eine fleischlose Ernährung des Nachwuchses informieren möchten. Ratsamer ist es, den Wunsch des Kindes ernst zu nehmen, gemeinsam neue Rezepte auszuprobieren und sich professionellen Rat einzuholen.

Ob es sich nur um eine kurze Phase handelt oder das Kind tatsächlich dauerhaft darauf verzichten möchte, „Tiere zu essen“: Wichtig ist es, der Entscheidung besonnen entgegenzutreten. Ohne Frage: Fleisch ist ein nicht zu unterschätzender Lieferant von Eiweiß, Vitaminen und Eisen. Doch kann Eltern durchaus die Angst, dem Kind könne bei einer vegetarischen Ernährung etwas fehlen, genommen werden, wie Luzie Kremer von der Aachener Praxis für Ernährungstherapie verdeutlicht: „Was die Nährstoffe betrifft, ist es heutzutage kein Problem, vegetarisch zu leben. Natürlich wird das pflanzliche Eisen nicht so gut verwertet, wie bei tierischen Produkten. Mit Vitamin C kann man die Eisenaufnahme aber beispielsweise verbessern. Es ist ratsam, auf das Kind einzugehen und zu besprechen, welche Nahrungsmittel es gerne essen mag und wie diese in den Familienalltag zu integrieren sind. So fühlt sich das vegetarisch lebende Kind verstanden.“ Darüber hinaus empfiehlt es sich, den Kinderarzt zur Thematik zu befragen, denn dieser kann per Blutuntersuchung den Ferritinwert bestimmen und so einen etwaigen Eisenmangel erkennen. Im Gespräch mit einer Ernährungsberatung erhalten Eltern zudem weitere hilfreiche Tipps, damit der Wunsch nach einer fleischlosen Ernährung in die Tat umgesetzt werden kann.

Respekt und Verständnis signalisieren

Doch was kommt denn nun auf den Tisch, wenn Fisch und Fleisch plötzlich tabu sind? Eine vielseitige und ausgewogene Ernährung ist hier der Schlüssel: Gemüse wie Brokkoli, Fenchel, Spinat, Bohnen und Feldsalat sorgen für einen Nährstoffe-Boom; Mineral- und Ballaststoffe hingegen sind in Vollkornprodukten, Hafer und Hirse zu finden. Und wie schafft man es, Kinder für Brokkoli, Spinat & Co. zu begeistern? „Zum Beispiel mit der Freude am gemeinsamen Kochen“, weiß Luzie Kremer. „Dann macht es auch viel mehr Spaß, neue Gerichte zu probieren und zu testen. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die gemeinschaftliche Nahrungszubereitung die Familienbindung stärkt.“ Suchen Eltern das Gespräch mit dem Kind, erfahren sie zudem nicht nur den Grund für den Fleischverzicht – sie signalisieren auch gleichzeitig Respekt und Verständnis. Luzie Kremer: „Gemeinsam kann die Familie dann überlegen, welche neuen Gerichte sie ausprobieren möchte. Mit Zutaten, in denen zum Beispiel mehr Jod oder Vitamin B drin steckt. Das kann ja auch ein Anstoß für alle Familienmitglieder sein, den eigenen Fleischkonsum zu hinterfragen.“

Drei Formen der vegetarischen Ernährung lassen sich unterscheiden: Laktovegetarier verzichten auf Fleisch, Fisch und auch Eier, greifen bei Milch und Milchprodukten jedoch zu. Ähnlich ist es bei den Ovo-Laktovegetariern, allerdings gehören bei ihnen Eier durchaus auf den Speiseplan. Veganer hingegen verzichten gänzlich auf vom Tier stammende Produkte – neben dem Verzicht auf Fleisch, Fisch und Eier fallen demnach auch Milch und Honig weg. Lebensmittelhersteller haben den verstärkten Trend zu diesen unterschiedlichen Ernährungsformen längst erkannt und bieten entsprechende Produkte an: Veggie-Burger, vegetarisches Cordon Bleu, veganes Hack und fleischlose Salami nehmen immer mehr Platz im Kühlregal ein. Doch sind das vollwertige Alternativen? Die Ernährungsberaterin empfiehlt den genauen Blick auf die jeweiligen Zutaten: „Da muss man gut unterscheiden, denn bei vielen Fleischersatzprodukten steckt sehr viel Fett und Zucker drin. Der Griff zu veganen oder vegetarischen Aufstrichen ist daher ratsamer als der zur „nachgemachten“ Salami. Naturbelassener oder wenig gewürzter Tofu – etwa als Geschnetzeltes – ist zudem eine gute Alternative. Soße, Nudeln und Gemüse runden das ganze geschmacklich ab.“ Zudem sieht die Expertin Aufholbedarf bei den fleischlosen Gerichten, die heute in KiTas und Schulen auf den Tellern landen. Denn auch wenn mittlerweile viele Einrichtungen vegetarische Menüs oder Veggie-Days eingeführt haben: „Oft wird bei der vegetarischen Variante lediglich das Schnitzel weggenommen, sodass vielleicht Kartoffelbrei und Salat übrig bleiben. Wenn Kinder es aber den Erwachsenen jetzt vorleben und den Willen äußern, vegetarisch zu leben, könnte sich das schon bald in eine gute Richtung entwickeln.“   

Übergewicht und hohe Blutdruckwerte

Das Umdenken bei vielen Kindern und Jugendlichen ist nicht nur hinsichtlich der persönlichen Klimabilanz erfreulich: Die rasante Zunahme von Typ-2-Diabetes-Erkrankungen bei jungen Menschen ist alarmierend. Einst als „Alterszucker“ bezeichnet, erhalten mittlerweile jährlich rund 90 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren in Deutschland diese Diagnose (Tendenz steigend). Bereits in diesem Alter ist Typ-2-Diabetes meist auf den Lebensstil zurückzuführen. Neben starkem Übergewicht stellen Ärzte bei Kindern erhöhte Blutdruckwerte und eine Fettstoffwechselstörung fest – zu viel Zucker, zu wenig Bewegung. Diese besorgniserregende Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, zu hinterfragen, was wir täglich zu uns nehmen. Luzie Kremer kann das unterstreichen: „Es steckt einfach viel zu viel Fleisch in unserer Ernährung drin, was neben den vielen industriell hergestellten Produkten für Übergewicht und Diabetes-Typ 2-Erkrankungen sorgt. Umso schöner, dass sich bereits Kinder mit ihrer Ernährung auseinandersetzen.“

ernaehrungstherapie-aachen.de

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