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Tropisches Panorama

Bestens vorbereitet auf Reisen in die Ferne

Wenn die Reise in die Ferne geht, sollten gewisse Gesundheitsrisiken stets bedacht werden. Foto: © Alex from the Rock - stock.adobe.com
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Wer eine Reise in tropische Länder plant – sei es beruflich oder privat – sollte sich optimal vorbereiten. Ganzjährig hohe Temperaturen beanspruchen Herz und Kreislauf; in Risikogebieten für tropentypische Infektionskrankheiten braucht es entsprechende Impfungen und stichfeste Kleidung. Antworten auf die wichtigsten Fragen erhalten Reisewillige beim Privaten Tropeninstitut Dr. Gontard. Inhaberin Dr. Andrea Gontard nennt essentielle Präventionsmaßnahmen für Fernreisen.

Bestimmte Fernreisen benötigen spezielle Vorbereitungsmaßnahmen: In welchen Fällen wird eine Feststellung der Tropentauglichkeit vorgeschrieben?

Dr. Andrea Gontard: Für Arbeitnehmer, die für drei Monate oder mehr entsendet werden, ist eine arbeitsmedizinische Vorsorge und gegebenenfalls Untersuchung verpflichtend. Doch auch bei Kurzaufenthalten wird diese empfohlen. Hierbei handelt es sich aber eher um das Metier der Betriebs- und Arbeitsmediziner. Unser Schwerpunkt sind die klassischen Urlaubsreisen oder längeren Auslandsaufenthalte, privat oder familiär bedingt. Wenn jemand eine Fernreise in ein Land mit unterschiedlichen Gesundheitsrisiken antreten möchte, raten wir immer dazu, sich im Vorfeld zu informieren. Hier sind vor allem die beiden Blöcke „Impfungen” und „Schutz vor durch Moskitos übertragene Krankheiten” zu nennen.    

Mit welchen Fragen treten Reisewillige an Sie heran?

Da gibt es ganz unterschiedliche Typen von Anfragen: Die einen möchten lediglich eine Auflistung der fünf notwendigen Impfungen haben, andere wiederum leiden vielleicht an einer Grunderkrankung und stellen konkrete Fragen. Das gilt ebenso für Schwangere und Menschen mit einer chronischen Erkrankung, sie benötigen eine länderspezifische Beratung mit Blick auf die zu erwartenden Belastungen, aber auch ganz konkret zur Beurteilung ihrer gesundheitlichen Situation. Da spielen Faktoren wie Hitze, Klima und eine etwaige mangelnde medizinische Versorgung in dem entsprechenden Land eine Rolle.

Die Feststellung der Tropentauglichkeit sieht ganz unterschiedliche Untersuchungen vor – können sie grundlegende Elemente der Anamnese nennen?

Natürlich gilt es da abzufragen, ob der Reisende gesundheitliche Einschränkungen hat und welche Art von Reise geplant ist. Bei Grunderkrankungen wie einem Diabetes, bei starkem Übergewicht oder einer Herzschwäche empfiehlt es sich beispielsweise nicht, in Tansania den Kilimandscharo zu besteigen oder eine Trekking-Tour zu unternehmen. Dann kommen ohnehin die jeweiligen Fachärzte ins Spiel, also etwa der Kardiologe, der die Herzfunktion des Patienten beurteilt und so eine Einschätzung geben kann, ob die anvisierten Pläne durchführbar sind. Wir als Privates Tropeninstitut hingegen beleuchten die Reisedestination des Kunden: Gibt es dort Dengue-Fieber? Oder Malaria? Wie habe ich mich in diesen Fällen zu verhalten? Und welche Impfungen sind notwendig oder zumindest sinnvoll.

Wie gestaltet sich hier die Beratungsarbeit – wann sollten notwendige Impfungen spätestens stattfinden?

Hier ist zu beachten, dass manche Menschen ihre Reise ein Jahr im Voraus planen, andere wiederum lediglich eine Woche. Darauf muss man eingehen: Wir informieren zu Erkrankungen wie Malaria, Dengue-Fieber und Japanische Enzephalitis und beraten individuell. Meine Empfehlung ist es, acht Wochen vor Reiseantritt mit den Impfungen, die infrage kommen, zu beginnen. Hier ist durch die neue Dengue-Fieber-Impfung eine Ausnahme hinzugekommen: Diese hat einen Vorlauf von rund drei Monaten, da sie ein sehr langes Impfschema besitzt. Alles andere ist in den genannten acht Wochen zu schaffen.

Welche „Last Minute”-Möglichkeiten bestehen für die erwähnten kurzfristigen Reisen?

Wir gehen im ersten Schritt den Impfpass durch, um zu schauen, ob eine Grundimmunisierung gegeben ist bzw. ob diese noch zu realisieren ist. Bei einigen Impfungen besteht die Möglichkeit, diese auch sehr kurzfristig durchzuführen, zum Beispiel gegen Hepatitis A – die lässt sich auch noch drei Tage vor Abreise verabreichen. Für Impfungen gegen Tollwut und Japanische Enzephalitis lassen sich Kurzschemata wählen, die dann innerhalb einer Woche durchzuziehen sind. Sollte es die Zeit nicht mehr zulassen, ist auch ein Teil der Grundimmunisierung möglich. Dann besteht vielleicht nur ein 80-prozentiger Schutz. Da muss dann individuell beraten und überlegt werden.

Hohe Temperaturen und ein feuchtes Klima erfordern eine entsprechende Bekleidung: Was ist hier mit Blick auf UV-Strahlen, aber auch Moskitostiche zu sagen?

Das Thema „Kleidung” ist in der Tat kein einfaches. Man stelle sich einen Aufenthalt in Thailand oder Vietnam vor, wo es heiß und feucht ist – und mein Rat lautet dann, den ganzen Tag bedeckende Kleidung in hellen Farben zu tragen. Da ist mir durchaus bewusst, dass dies nicht unbedingt eingehalten wird. Unsere Beratung geht immer vom optimalen Verhalten aus – was der Reisende letztlich daraus macht, liegt in seinem eigenen Ermessen. Wir möchten vor allem das Bewusstsein für die richtige Kleidung schärfen.    

Wo liegt da der Fokus?

Weniger auf UV-Strahlen-dichter Kleidung, als auf dem Schutz vor Moskitos. Wir legen großen Wert darauf, dass der Kunde über die richtige Kleidung aufgeklärt wird. Da existieren im Prinzip zwei unterschiedliche Materialien. Zum einen sind das stichfest-verwebte Stoffe, da gelangt das Sauginstrument des Moskitos nicht durch. Ideal für jemanden, der einen Arbeitsaufenthalt oder eine Ranger-Ausbildung in einem Hochrisikogebiet anstrebt. Für den Safari-Reisenden in Namibia oder Simbabwe empfehle ich eher ein anderes Modell, basierend auf imprägnierten Textilien. Da ist das Anti-Insektenmittel Permethrin sozusagen in die Faser eingebunden. Diese Kleidung kann sehr leicht gewebt werden, sodass sie sich angenehm tragen lässt. Hier gibt es entsprechende Funktionshosen, -hemden und auch -socken. Zudem kann bereits vorhandene Kleidung durch den Reisenden selbst imprägniert werden. Es bestehen also gute Möglichkeiten, um sich zu schützen.

Welche Rolle spielt die Reiseapotheke? Können Sie auch hier individuell beraten?                 

Neben einer Checkliste für den „normal” Reisenden lautet mein Zusatz stets: „Nehmen Sie nur Medikamente mit, die Sie kennen. Mit denen Sie sich bereits beschäftigt haben.” Aus diesem Grunde ist meine Reiseapotheke in der Empfehlung relativ klein, denn in Ländern wie Indonesien oder Thailand sind Präparate wie beispielsweise antibiotische Augentropfen in jeder Apotheke ohne Rezept erhältlich. Wer sich über den benötigten Wirkstoff ausreichend informiert, wird also fündig. Aufpassen muss man jedoch immer auf dem afrikanischen und auch asiatischen Kontinent bezüglich Malaria-Mittel. Da befinden sich leider viele Fälschungen auf dem Markt. Medikamente, die man vor Ort regelmäßig und viel einnehmen muss, sollte man daher zu Hause, wo man weiß, was man bekommt, kaufen.       

Was ist auf Fernreisen hinsichtlich Ernährung und Trinkwasser zu beachten?

Auch hier ist es unser Ziel, dem Reisenden einfache Grundsätze mit auf den Weg zu geben. Einer lautet sehr einprägsam „Cook it, peel it or forget it!“ Im Prinzip ist es so, dass sämtliche Mahlzeiten frisch und heiß zubereitet auf den Tisch kommen sollten. Wasser nur aus verschlossen Flaschen trinken! Nun ist es hier ähnlich wie bei der Kleidung: Wenn jemand durch Thailand oder Bali reist, und ihm dort an jeder Ecke ein Smoothie, ein Obstsalat oder frisch gepresste Säfte angeboten werden, wäre es nur der halbe Urlaub, würde er komplett darauf verzichten. Daher möchten wir in erster Linie auf die Gefahren hinweisen und das Bewusstsein schärfen: „Schauen Sie genau hin, dass sich etwa keine Eiswürfel in den Säften befinden und dass die Speisen wirklich frisch zubereitet werden.”    

Und dennoch: Jeder fünfte Urlauber leidet unter Durchfallerkrankungen …

… und da kann man so viel aufpassen, wie man möchte. Das hängt oft nicht mal mit individuellen Fehlern zusammen. Die allermeisten Fälle der normalen, unkomplizierten Reisediarrhoe sind selbstlimitierend, sodass sich nach drei bis vier Tagen wieder ein Normalzustand einstellt. Wichtig ist dabei der Flüssigkeitsersatz – natürlich keinesfalls aus der Wasserleitung, das wäre kontraproduktiv. Gesüßter Tee, Fruchtsäfte in Tetrapaks oder auch vorgefertigte Elektrolytlösungen eignen sich hier, um die Elektrolyte auszugleichen.       

Konnten Sie im Zuge der Corona-Pandemie eine verstärkte Sensibilisierung für Vorsichts- und Präventionsmaßnahmen bei Fernreisen ausmachen?

Den Reisenden ist es heute deutlich bewusster, dass es impfpräventable Erkrankungen gibt. Und sie sind merklich besser informiert über den Vorgang des Impfens an sich. Da war die Aufklärungsarbeit während der Pandemie ein voller Erfolg. Zudem habe ich das Gefühl, dass uns nun auch Reisende kontaktieren, die das vor 2020 noch nicht getan hätten, nämlich die ganz jungen Rucksackreisenden.

 


Das Private Tropeninstitut Dr. Gontard

Seit vielen Jahren stellt das Private Tropeninstitut Dr. Gontard umfangreiche reisemedizinische Informationen über Länder, Tropenkrankheiten und Vorsorgemaßnahmen zur Verfügung. Zudem berät es Kurz- und Langzeitreisende über die erforderlichen Vorsichts- und Präventionsmaßnahmen bei Fernreisen. Die Aufgaben des Tropeninstituts umfassen darüber hinaus die Beratung von Reiseanbietern und Konsiliartätigkeit für Ärzte. Um die reisemedizinischen Informationen und ärztlichen Beratungen aktuell und wissenschaftlich fundiert zu halten, nutzt das Portal zahlreiche internationale medizinische Netzwerke und stellt eine App zu aktuellen Reiseinformationen bereit.

tropeninstitut.de

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