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Nico Hülkenberg sitzt lächelnd und sich auf einem Formel-1-Helm abstützend auf einer Couch

„Ziele zu haben, ist extrem wichtig!“

Auf bislang 179 Formel 1-Starts blickt der deutsche Rennfahrer Nico Hülkenberg zurück. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass noch weitere dazukommen. Foto: © Florian Deventer
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Der Gang ist eingelegt, Motoren heulen auf und der Lärmpegel steigt ins Unermessliche – dann erlöschen die roten Doppelampeln! Der Start eines jeden Formel-1-Rennens erfordert von den Fahrern höchste Konzentration und eine Top-Performance von null auf hundert. Einer, der diesen Adrenalin-Kick nur zu gut kennt, ist der deutsche F1-Pilot Nico Hülkenberg (33). Seit über zehn Jahren ist er in der Königsklasse des Motorsports aktiv – im Interview mit PVS einblick berichtet der „Hulk“ vom Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, schildert Konkurrenzsituationen und erklärt, weshalb er gelassen in die Zukunft blickt.

Auch die Formel 1 steht seit über einem Jahr unter dem Eindruck von COVID-19 – inwiefern haben sich die Abläufe eines Rennwochenendes verändert?

Nico Hülkenberg: Die Abläufe generell haben sich nicht großartig geändert, es sind vielmehr die Bedingungen um die Abläufe herum. Das Paddock ist gefühlt fast leer, jedes Team lebt in seiner eigenen sogenannten „Bubble“ und man achtet streng auf alle Vorschriften inklusive vieler Corona-Tests, damit der Sport in dieser schwierigen Zeit möglichst reibungslos ausgeübt werden kann.

Die Ironie: Aufgrund zweier Corona-Erkrankungen erhielten Sie in der vergangenen Saison als Ersatzpilot zwei Einsätze und zeigten beide Male eine starke Leistung. Ein Sprung ins „kalte Wasser“? Oder vertraut man seinen Fähigkeiten?

Ich würde sagen: „Sowohl als auch.“ Ein kälteres Wasser gibt es in der Formel 1 wohl nicht, wenn man ohne Training direkt ins Qualifying startet (lacht). Da muss man einfach auf sich selbst und seine Fähigkeiten vertrauen. Anders geht es nicht. Ich hatte gar nicht groß Zeit, mir über Gefühle Gedanken zu machen. Das ging alles so schnell und mein einziges Ziel war es erst einmal, mich schnellstmöglich an das Auto zu gewöhnen.


Und das mit Erfolg: War Nico Hülkenberg in der Formel-1-Saison 2020 zunächst bei einigen Rennen als TV-Experte aktiv, sicherte sich der Rennstall Racing Point seine Dienste als Ersatzpilot. So ersetzte der erfahrene Motorsportler den auf SARS-CoV-2 positiv getesteten Sergio Pérez und erreichte auf dem Silverstone Circuit in Großbritannien einen starken siebten Platz. Auch beim Großen Preis der Eifel kam Hülkenberg zum Einsatz – diesmal für den erkrankten Lance Stroll. Erneut zeigte der Ersatzmann sein Können, indem er – ohne freies Training und nach nur vereinzelten Runden im Qualifying – auf Platz 8 fuhr. In beiden Fällen bewies Hülkenberg, dass er jederzeit in der Lage ist, eine Top-Leistung abzurufen.


Wie schafft man es, nach zehn Jahren aktiver Formel 1-Karriere Motivation und Ehrgeiz für neue Ziele aufrechtzuerhalten?

Ziele zu haben, ist extrem wichtig. Sie sind ein ständiger Antrieb und sorgen dafür, dass man seinen eigenen Horizont erweitert. Mit meinen 33 Jahren liegt ja noch einiges vor mir. Wäre also eher schade, keine Ziele mehr zu haben (lacht).

Ein kontroverses Thema in der F1: die Stallorder. Anweisungen zum Positionshalten oder zu teaminternen Überholverboten sorgen sicherlich für Frust. Was bedeutet das für die eigene Motivation?

Am Ende steht der Erfolg des jeweiligen Teams über dem von einzelnen Individuen. Deshalb muss man solche Entscheidungen als Fahrer im Gesamtkontext betrachten, auch wenn sie im ersten Moment sicherlich für Frust und Unmut sorgen.

Alain Prost sagt: „Der größte Konkurrent ist immer der Teamkollege.“ Klingt widersprüchlich ...

Klingt es in der Tat ein wenig, aber letztlich ist es ja so: Nur dein Teamkollege verfügt über das selbe Material, deshalb ist hier ein direkter Vergleich möglich. Diesen gilt es zu gewinnen, ansonsten ist ja schon mal klar, dass man nicht der beste Fahrer im Feld ist. 


Die Problematik der Stallorder (auch Teamorder) begleitet den Rennsport seit eh und je. Heruntergebrochen handelt es sich hierbei um eine interne Weisung, wie sich die Fahrer eines gleichen Teams während eines Rennens zu verhalten haben – und das eben unabhängig vom jeweiligen Können und nicht selten auch gegen das Streben nach Erfolg. So ist es nicht unüblich, dass während eines Formel-1-Rennens per Boxenfunk auf das aktuelle Geschehen Einfluss genommen und etwa dazu aufgerufen wird, Zweikämpfe zu unterbinden oder auf teaminterne Überholmanöver zu verzichten, wenn beispielsweise wertvolle Weltmeisterschaftspunkte auf dem Spiel stehen.


Freie Trainingseinheiten, Qualifying und das eigentliche Rennen: Was bedeuten die Wartezeiten dazwischen für Faktoren wie Stress, Adrenalin und Druck?

So viel Zeit zum Warten gibt es eigentlich nicht. Zwischen den Sessions wird viel regeneriert, mit den Ingenieuren gesprochen oder Medienarbeit betrieben. Rennwochenenden sind ganz schön durchgetaktet.

Wie gelassen schauen Sie in die nahe Zukunft, in der Sie – Zitat – dem „Formel-1-Orbit erhalten bleiben“ möchten?

Ich bin gelassen, weil meine zehn Jahre in der Formel 1 eine extrem besondere Zeit waren. Eine Zeit, auf die ich gerne zurückblicke. Und im letzten Jahr habe ich zweimal spontan zeigen können, dass ich dem Sport auch noch einiges zu bieten habe. Deshalb auch die Entscheidung, im F1-Orbit zu bleiben – und mal schauen, eventuell öffnet sich in der Zukunft ja noch die Tür für einen festen Sitz.


Tatsächlich wurde mittlerweile offiziell verkündet, dass Nico Hülkenberg als Reservefahrer zur laufenden Saison in die Königsklasse zurückkehrt und im Rennstall Aston Martin auf seinen deutschen Kollegen Sebastian Vettel trifft. Darüber hinaus fungiert Hülkenberg beim britischen Formel-1-Team als Entwicklungspilot, was unterstreicht, dass die Expertise des erfahrenen Fahrers eine hohe Wertschätzung genießt.


 

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