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Kleiner Junge presst Hände und Gesicht traurig gegen eine Fensterscheibe, in der ein Regenbogen aus Papier klebt

Wenn wichtige Kontakte fehlen

Wann darf ich meine Spielkameraden wiedersehen? Über Wochen waren Kitas und Schulen geschlossen, Spielplätze gesperrt. Foto: © famveldman - stock.adobe.com
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)

Besonders im Umgang mit Gleichaltrigen erlernen Kinder ihre sozialen Kompetenzen. Im Zuge der Corona-Einschränkungen mussten und müssen die Heranwachsenden jedoch auf gewohnte Kontakte verzichten, sodass Experten mit einschneidenden Folgen rechnen. Umso wichtiger war und ist es weiterhin für Familien daher, auch in Krisenzeiten eine Tagesstruktur aufrechtzuerhalten.

Szenarien, die es so noch nicht gegeben hat: rot-weißes Flatterband an den Spielplatzzugängen, Schulunterricht samt Mundschutz und Kitas im Notbetreuungsmodus. Kein Bereich des Lebens, der im Zuge der Corona-Krise nicht von Einschränkungen betroffen war oder immer noch ist. Und ausgerechnet die Kleinsten scheinen mitunter die größten Verlierer dieser Maßnahmen zu sein. So mussten Kinder im Frühjahr nicht nur wochenlang weitgehend auf den Kontakt zu Gleichaltrigen verzichten; der Besuch bei den zur Risikogruppe zählenden Großeltern war ebenfalls nicht drin. Auch wenn Experten entsprechende Vergleichswerte fehlen, warnen sie seit Beginn der Maßnahmen vor den negativen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung. „Man kann sich durchaus ausmalen, was diese Einschränkungen mit den Kleinsten machen können“, verdeutlicht etwa Andrea Weyer, Geschäftsführerin vom Kinderschutzbund – Ortsverband Aachen. „Umso ärgerlicher ist es, dass gerade Kinder und Familien bei den Entscheidungen von Bund und Ländern so wenig berücksichtigt wurden.“ Durch den fehlenden Kontakt zu Gleichaltrigen und wichtigen Bezugspersonen wie Erzieher und Lehrer seien große Unsicherheiten entstanden, die selbst von noch so bemühten Eltern nicht gänzlich abgefedert werden könnten.

In der Entwicklung weit zurückgeworfen

Die Tatsache, dass sich Kinder und Jugendliche über viele Wochen nicht auf Spielplätzen, im Sportunterricht oder -verein austoben konnten, rückt auch den gesundheitlichen Aspekt in den Fokus: Fehlende Bewegung belastet auf Dauer Physis und Psyche. Kinderärzte berichteten zudem in der Hochphase der Krise von deutlich leereren Praxen, da besorgte Eltern aus Angst vor einer Infektion wichtige Untersuchungen oder Impfungen ihrer Kinder mieden. Regelmäßige Termine beim Logopäden oder Ergotherapeuten konnten zudem nicht wahrgenommen werden. Andrea Weyer ergänzt: „Auch die Frühförderung von Kindern mit Behinderung fand und findet nicht im gewohnten Maße statt, sodass die Betroffenen in ihrer Entwicklung weit zurückgeworfen werden.“ Auch hier sei mit entsprechenden Langzeitfolgen zu rechnen. Dass die Zeit ohne Kita und Schule auch positive Effekte mit sich gebracht hat, etwa für den familiären Zusammenhalt, möchte Andrea Weyer nicht bestreiten – Stichwort „Entschleunigung“. Dies gilt allerdings in erster Linie für finanziell und sozial gut gestellte Familien, denn mit Haus, Garten und Geschwistern ließ sich die Quarantäne-Situation schließlich besser bewältigen. Seitens des Kinderschutzbundes schaut man aber genauer hin: „Kinder, die in einem schwierigen Umfeld aufwachsen und dann ausschließlich auf die eigene Familie begrenzt sind, erleben mitunter ein höheres Maß an Wut und Gewalt. Wenn dann noch aufmerksame Vertrauenspersonen wie etwa Lehrer fehlen, kann es problematisch werden.“ Doch auch in harmonischen Familien stellten die Corona-Beschränkungen eine Belastungsprobe dar. Plötzlich waren Eltern noch stärker in die Lern- und Hausaufgabenbetreuung eingespannt, während sie selbst mitunter im Home-Office saßen oder sich gar mit beruflichen Existenzängsten plagten. Da lauerten zum einen Konflikte und dicke Luft. Andrea Weyer macht aber auf ein noch viel differenzierteres Problem aufmerksam: „Eltern erlebten und erleben diese Krise emotional anders als ihr Nachwuchs. Ängste übertragen sich bisweilen auf die Kinder, sodass diese sich wiederum sorgen, das Virus aus der Schule »mitzubringen« und die Krankheit so an die eigenen Eltern »weiterzugeben«.“ Kinder, so die Expertin, seien hervorragende Seismographen für die Gefühle ihrer Eltern.

Kinder benötigen eine Struktur

Mit emotionalen Herausforderungen hatten nach den ersten Lockerungen auch die ganz Kleinen zu kämpfen, kam der Kita-Start nach unzähligen Wochen der Abwesenheit für viele Kinder doch einer Neueingewöhnung gleich. Auch während der Kontaktsperre stand der Kinderschutzbund daher Familien (per Telefon) beratend zur Seite. Da ging es nicht selten um die Frage, wie in der Ausnahmesituation gewisse Abläufe aufrecht erhalten werden könnten. „Für Kinder ist es wichtig, dass sie eine Struktur haben“, so Andrea Weyer. „Wir haben Familien geraten, eine Art Stundenplan für zu Hause zu erstellen, zusammen zu kochen oder – bei der Aussicht auf Öffnung – wieder den gewohnten Weg zur Kita einzuüben.“ Hilfreiche Tipps, um Frust und Langeweile zu vermeiden und gleichzeitig nach vorn schauen zu können. Denn so ungewiss sich die Zukunft mit Blick auf die COVID19-Pandemie weiterhin gestaltet, so wichtig ist es, über die Zeit „nach Corona“ zu sprechen und sich zum Beispiel gemeinsam auf den nächsten
Familienurlaub zu freuen.

dksb.de

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Ausgabe: 03/2020

Titelthema – Forschung & Innovation