Der Mensch „verschläft“ rund 24 Jahre seines Lebens – da verwundert es kaum, dass sich rund um unsere Nachtruhe allerlei Fragen, Trends und Mythen ranken. Manche Spekulationen und Überlegungen konnten bis heute nicht vollends aufgelöst werden. Andere wiederum gelten als überholt. Doch ob nun zweifelhaft oder wissenschaftlich fundiert: Spannend ist die Welt des Schlafes allemal!
Benötigen ältere Menschen weniger Schlaf?

Ein Mythos, der sich hartnäckig hält, ist die Behauptung, dass ältere Menschen weniger Schlaf benötigen als jüngere. Tatsächlich haben Beobachtungen gezeigt, dass das Alter Einfluss auf die Länge sowie den Rhythmus des Schlafes haben kann. Allerdings verweisen Forscherinnen und Forscher vielmehr darauf, dass es älteren Menschen schwerer fällt, überhaupt ausreichend Schlaf zu finden. So wird die Nacht beispielsweise aufgrund zunehmender Krankheiten unruhiger; auch wachen Seniorinnen und Senioren häufiger auf, etwa durch Toilettengänge. Hinzu kommt, dass ältere Menschen einen anderen Schlafrhythmus haben als jüngere, gehen sie doch teils früher ins Bett und stehen sie auch früher wieder auf. Eine generelle Aussage darüber, ob sie weniger Schlaf benötigen, lässt sich somit nicht treffen.
Was ist Cognitive Shuffling?

Schäfchen zählen war gestern: Die Methode des Cognitive Shuffling soll Einschlafprobleme lindern, indem betroffene Personen bewusst gedankliche Assoziationsketten erzeugen, um so die Aufmerksamkeit von all jenen Gedanken abzulenken, die das Einschlafen erschweren. Und das geht so: Gewählt wird ein beliebiges Wort, etwa „Hund“, um daraufhin weitere Begriffe zu imaginieren, die damit zusammenhängen – hier beispielsweise „Leine“, „Fell“, „Bellen“, „Fressnapf“. Gehen dem Menschen im Bett die Assoziationen aus, wechselt er zum nächsten Wort: Durch dieses „Shuffling“ („Weiterwechseln“) soll verhindert werden, dass das Gehirn zu tief in monothematische Gedanken verfällt. Zwar handelt es sich beim Cognitive Shuffling um einen aktuellen Social Media-Trend – entwickelt wurde die Technik jedoch bereits vor rund 15 Jahren vom Kognitionswissenschaftler Luc Beaudoin von der Simon Fraser University. Dieser litt selbst unter Schlafstörungen.
Schlechter Schlaf bei Vollmond?

Ein weiterer Mythos, an dem sich die Geister scheiden: Schlafen manche Menschen tatsächlich schlechter, wenn sich am Himmel ein voller Mond zeigt? Wissenschaftlich belegt ist dieser Zusammenhang nicht, dennoch klagen Monat für Monat Menschen darüber, in Vollmond-Nächten schwerer zur Ruhe zu kommen. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Konzentration des Dunkel-Hormons Melatonin bei Licht im Blut gehemmt wird. Andererseits ist es uns jederzeit möglich, dem Mondschein mittels Vorhängen und Rollläden erst gar nicht den Eintritt ins Zimmer zu gewähren. Deshalb könnte ein schlechter Schlaf hier auch psychologisch begründet sein: Denn bereits die Befürchtung, bei Vollmond kein Auge zumachen zu können, hält Betroffene oftmals von einer geruhsamen Nacht ab.
Schlafen Paare besser?

Zusammen ist man weniger allein: Laut Schlafforschung genießen all jene, die zu zweit im Bett nächtigen, viele Vorteile. Neben einer geringeren Schlaflosigkeit und kürzeren Einschlafzeiten, verbessere sich auch die Schlafqualität und letztlich die psychische Gesundheit. Paare verspüren am nächsten Tag weniger Müdigkeit und Stress, weshalb sie sich auch erholter fühlen. Ein deutsch-dänisches Forscherteam um Henning Johannes Drews vom Universitätsklinikum Kiel hatte den Schlaf von zwölf jungen und gesunden Paaren untersucht. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass der Schlaf umso stärker synchronisiert wird, je tiefer die Beziehung ist. Unsicherheiten und Ängste rund um eine Partnerschaft könnten sich hingegen negativ auf den Schlaf auswirken. Doch auch bei harmonisierenden Paaren leidet schon mal die Schlafqualität: Nämlich dann, wenn auf der anderen Bettseite geschnarcht wird.
Schlafkonzert von Max Richter

Das einteilige klassische Musikstück „Sleep“ des deutsch-britischen Komponisten Max Richter hat eine Länge von acht (!) Stunden – und soll die Zuhörerinnen und Zuhörer zum Einschlafen bringen. Der Schöpfer sieht sein Werk als Experiment an, mit dem er herausfinden möchte, „wie das Gehirn Lebensraum für die Musik sein kann, wenn unser Bewusstsein Urlaub hat.“ Richters Manifest für die Entschleunigung des Lebens wurde bereits mehrfach live aufgeführt, etwa in der Hamburger Elbphilharmonie oder zuletzt im Malersaal des Wiener Arsenals. Rund 200 Feldbetten verwandelten im März 2025 die Eventlocation in einen riesigen Schlafsaal, in dem das Publikum bei einem Mix aus akustischen und elektronischen Klängen tatsächlich (und gewollt) einschlummerte. Musikalisch steht „Sleep“ in der Tradition von Wiegenliedern à la Bachs „Goldbergvariationen“, die einst für einen schlaflosen Grafen verfasst wurden.
Wenig Schlaf, höheres Erkältungsrisiko

Hängt mangelnder Schlaf mit einem erhöhten Erkältungsrisiko zusammen? Zu dieser Frage sind in Norwegen 1.335 Krankenschwestern und Pfleger befragt worden, allesamt mindestens 30 Jahre alt. Die Erhebung drehte sich um Aspekte wie die gewünschte Schlafdauer, ihren tatsächlichen Umfang, Schichtarbeit sowie etwaige Infektionskrankheiten. Das Ergebnis: Beklagten die Pflegekräfte ein Schlafdefizit von bis zu zwei Stunden, erhöhte sich auch das Risiko für eine Erkältung, und zwar um ein Drittel (33 Prozent). Fehlte es an über zwei Stunden Schlaf pro Nacht, erkälteten sich die Befragten sogar noch häufiger. Dabei stieg auch das Risiko für eine Bronchitis, eine Nasennebenhöhlenentzündung sowie einen Magen-Darm-Infekt. Dass Schlafmangel, etwa bedingt durch Schichtdienst, das Immunsystem beeinträchtigen kann, ist bekannt – fraglich bleibt, ob ein Defizit tatsächlich auch Infektionen verursacht oder ob es vielmehr die Infektionen sind, die zu einem Schlafdefizit führen.
Wie steht es um den Mittagsschlaf?

Während die einen darauf schwören, sorgen sich andere schon beim Gedanken daran um ihren Tagesrhythmus: der Mittagsschlaf. Mehrere Studien, zusammengefasst in einer Übersichtsarbeit, zeigen, dass sich ein Schläfchen in der Mittagszeit durchaus positiv auf das allgemeine Befinden und die Leistungsfähigkeit auswirken kann. Bei der Generation 65+ ist etwa eine Verbesserung von Müdigkeit und Erschöpfung möglich – auch kann diese Altersgruppe ihre geistige und körperliche Leistung mit einer „Siesta“ positiv beeinflussen. Ähnliche Effekte zeigen sich aber auch bei jüngeren, körperlich sehr aktiven Menschen, wie etwa Athletinnen und Athleten. Ein kurzer Power Nap von 20 bis 30 Minuten lohnt sich vor allem dann, wenn ihr Training am späten Nachmittag oder frühen Abend stattfindet.
Beeinträchtigt blaues Licht unseren Schlaf?

Für nicht wenige ist es ein allabendliches Ritual: Vor dem Schlafengehen werden im Bett noch fix die E-Mails gecheckt oder ein paar Clips auf dem Smartphone angeschaut. Das blaue Licht, das dabei vom Bildschirm ins Schlafzimmer tritt, unterdrückt bei der oder dem Betrachtenden die Bildung des Hormons Melatonin; ohnehin wirken Lichtquellen auf den Menschen als Muntermacher. Zur Diskussion, ob das Licht mobiler Endgeräte uns eher wach hält, liefert die Forschung bislang widersprüchliche Antworten und Ergebnisse. Das gilt auch für die Frage, inwiefern entsprechende Blaulicht-Filter den Schlaf verbessern können. Neben den genannten Überlegungen ist aus der Forschung zu vernehmen, dass auch die Inhalte, die vorm Einschlafen am Bildschirm konsumiert werden, den Schlaf beeinträchtigen können – ob nun aufwühlend, spannend oder aufregend.