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Malaria-Moskito

Im Kampf gegen eine lebensbedrohliche Krankheit

Foto: © mycteria - stock.adobe.com
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Übertragen durch den Stich einer Mücke, bildet die Malaria die häufigste Infektionskrankheit der Welt ab. Während die Fallzahlen im Verbreitungsgebiet der Tropen und Subtropen steigen, stemmen sich Forschung und Entwicklung gegen das ohnehin hohe Aufkommen der Erkrankung. Mittlerweile konnten Meilensteine verzeichnet werden – doch noch längst nicht erreichen die Präventions- und Schutzmaßnahmen alle Regionen.  

Es sind alarmierende Zahlen, mit denen der Welt-Malaria-Report 2022 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstreicht, welch Dringlichkeit der Kampf gegen die von Stechmücken übertragene Infektionskrankheit besitzt. Denn die weltweiten Malaria-Fallzahlen sind im zweiten Jahr der COVID-19-Pandemie abermals leicht angestiegen: Insgesamt 247 Millionen Menschen waren im Jahr 2021 erkrankt; rund 619.000 Todesfälle wurden gezählt. Im Jahr zuvor waren es bereits 245 Millionen Erkrankte, 625.000 Menschen verstarben. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um Kinder unter fünf Jahren. Im Jahr 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, lag die Zahl der Todesfälle laut WHO bei weltweit 568.000 Menschen. Den größten Teil der Malariafälle, nämlich 95 Prozent, verzeichnet der afrikanische Kontinent – dabei machten allein Nigeria, die Demokratische Republik Kongo, Uganda und Mosambik beinahe die Hälfte aller Infektionen aus. Prof. Michael Ramharter, als Tropenmediziner selbst Malaria-Experte und Leiter der Klinischen Forschung am Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM), verdeutlicht mit Blick auf den Welt-Malaria-Report die großen Herausforderungen: „Einige Malariaparasiten entgehen mittlerweile den Diagnostiktests. Und auch die zunehmenden Resistenzen gegen mit Insektiziden behandelte Netze und Medikamentenwirkstoffe bereiten uns Sorge.” Der Leiter des BNITM, Prof. Jürgen May, ergänzt: „Die Invasion der Stechmücke Anopheles stephensi aus Asien nach Afrika, die sich sehr leicht an städtische Umweltbedingungen anpassen kann, stellt ein echtes Risiko dar. Auch der Klimawandel ermöglicht die Ausbreitung der Malaria in Regionen, in der die Krankheit bisher nicht verbreitet war.“

Anzeichen für Malaria werden oft fehlgedeutet

Die lebensbedrohliche Malaria, die in den tropischen und subtropischen Gebieten Afrikas, Asiens, Südamerikas und Zentralamerikas verbreitet ist, wird durch dämmerungs- und nachtaktive Mücken übertragen; vor allem bei Risikogruppen kann sie ein Koma oder gar den Tod herbeiführen. Verursacht wird die Erkrankung durch einzellige Parasiten, sogenannte Plasmodien – die nahezu geräuschlosen Mücken der Gattung Anopheles sind die Überträger. In der Regel beginnt die Malaria nach der Ansteckung mit unspezifischen Beschwerden wie etwa Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Aus diesem Grunde werden die Anzeichen nicht selten mit einer Grippe oder Magen-Darm-Infektion falsch interpretiert. Die gefährlichste Variante stellt die Malaria tropica dar: Während hier ein typischer Fieberverlauf nicht existiert, kann es nach den ersten unspezifischen Krankheitssymptomen zu Krampfanfällen und Bewusstseinstrübungen bis hin zum Koma kommen. Nierenversagen, Kreislaufkollaps, Blutarmut und Schock sind ebenso mögliche Komplikationen. Weitere Formen sind die Malaria tertiana (verläuft nur selten tödlich), die Malaria quartana (Fieber im 72-Stunden-Rhythmus) und die Plasmodium knowlesi Malaria (tägliche Fieberschübe, kommt nur in Südostasien vor). Das Auswärtige Amt betont die entsprechende Prävention: „Ein Mückenschutz sollte in allen Risikogebieten im Zeitraum von der Abend- bis zur Morgendämmerung durchgeführt werden. In Hochrisikogebieten wird zusätzlich die Einnahme von vorbeugenden Medikamenten (medikamentöse Prophylaxe) empfohlen.” So sei der Schutz vor Mückenstichen der einfachste Weg, um eine Malaria-Erkrankung zu verhindern. Hierzu empfehle sich der Aufenthalt in Moskito-sicheren Räumen sowie das Tragen imprägnierter Kleidung.

Impfstoff RTS,S: Deutlich weniger schwere Verläufe

Eine medikamentöse Prophylaxe, also die Einnahme von vorbeugenden Tabletten, verhindert zwar die Infektion nicht, tötet aber die Erreger im Blut ab, solange keine Resistenzen gegen das Medikament vorliegen. Auch hat es im Jahr 2021 einen Durchbruch in der Impfstoff-Forschung gegeben. Der Malaria-Impfstoff RTS,S (Produktname: „Mosquirix”) hat alle Phasen der Impfstoff-Zulassung erfolgreich durchlaufen und ist der erste weltweit, der gegen eine parasitäre Erkrankung beim Menschen eingesetzt wird. Ziel der Impfung ist es, schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Von der WHO wird Mosquirix seit Oktober 2021 für eine breite Nutzung empfohlen; es liegt allerdings im Ermessen der jeweiligen nationalen Zulassungsbehörden der Länder selbst, ob ein Impfstoff zum Einsatz kommt. Tatsächlich sind in den Gebieten, in denen der Impfstoff RTS,S während der über zweijährigen Pilotphase angewendet wurde, laut WHO 30 Prozent weniger Kinder an Malaria gestorben als zuvor. Auch traten deutlich weniger schwere Verläufe auf. Hierbei handelte es sich um die drei Länder Ghana, Kenia und Malawi. Bis April 2023 hatten über 1,4 Millionen Kinder mindestens eine der insgesamt vier notwendigen Impfdosen erhalten.

Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass für den Impfstoff RTS,S bislang nur ein begrenztes Angebot existiert. Vor allem in den von Malaria stark betroffenen afrikanischen Ländern ist er längst noch nicht ausreichend verfügbar. Nicht zuletzt aus diesem Grunde werden derzeit weitere Vakzine klinisch getestet, die sich allerdings noch in einer frühen Entwicklungsphase befinden. Als weltweit größter Käufer von Impfstoffen hat UNICEF den Entwickler von RTS,S – es handelt sich um den britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline – damit beauftragt, 18 Millionen Dosen des Malaria-Impfstoffs zu produzieren, damit diese bis 2025 einsetzbar sind. Bis Ende 2023, so ist zu erfahren, sollen die ersten 4 Millionen Dosen zur Verfügung stehen. Etleva Kadilli, die Direktorin der UNICEF Supply Division, freut sich über diesen Meilenstein: „Dies ist ein großer Schritt nach vorn in unseren gemeinsamen Bemühungen, das Leben von Kindern zu retten und die Belastung durch Malaria im Rahmen umfassender Programme zur Prävention und Bekämpfung von Malaria zu verringern.” Dazu zählen weiterhin auch die bekannten Maßnahmen der Malaria-Prophylaxe, die in Kombination mit einer schnellen Diagnostik und eben der Impfung Kinder vor dem lebensgefährlichen Erreger schützen können. Hier unterstützt UNICEF Familien unter anderem mit der Bereitstellung von Moskitonetzen, Schnelltests sowie Malaria-Medikamenten.

 


 

Vorkommen der Malaria-Erkrankung

Die tropentypische Krankheit Malaria zählt weltweit zu den bedeutendsten Infektionserkrankungen. Außer in Australien tritt sie in den tropischen und subtropischen Regionen aller Kontinente in rund 100 Ländern endemisch auf. Somit leben ca. 40 Prozent der Weltbevölkerung in Malaria-Endemiegebieten. Während die Krankheit überwiegend in Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas auftritt, sind aus den letzten Jahren auch Fälle von Malaria tertiana in südeuropäischen Ländern wie Spanien und Griechenland bekannt. Laut Robert Koch-Institut wurden zudem in den vergangenen Jahren ca. 500 bis 600 Malaria-Erkrankungen in Deutschland erfasst (gemäß der IfSG-Meldepflicht).

bnitm.de
auswaertiges-amt.de

 


Quellen: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), Auswärtiges Amt, UNICEF, Robert Koch-Institut (RKI)

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