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Hund mit Hundefutter

Insekten: Ein nachhaltiger Genuss?

Das Futter versorgt den Hund mit vielen Mikronährstoffen, Vitaminen, essentiellen Fettsäuren und Mineralstoffen. Foto: © Tenetrio
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Essbare Insekten, das klingt für viele Menschen gewöhnungsbedürftig bis abschreckend. Allerdings liefern Speisen auf Basis von Käfern, Mehlwürmern und Raupen eine reichhaltige Quelle an Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und allerlei wichtigen Mineralstoffen. Dem Proteingehalt von Rind-, Schweine- und Putenfleisch stehen sie zudem in nichts nach. Dass dies nicht nur für den Menschen, sondern auch dessen vierbeinige Freunde gilt, stellt ein Start-up-Unternehmen aus dem brandenburgischen Nuthetal unter Beweis. Mit Insekten als Herzstück von Hundenahrung fördert es die Nachhaltigkeit sowie Tiergesundheit – und bringt so auch dem Menschen die Thematik näher.

Pasta auf Basis von Buffalowürmern? Marinierte Heuschrecken? Und Mehlwürmer als krosse Salatbeilage? Längst haben insektenbasierte Nahrungsmittel auch die hiesigen Restaurants und Supermarktregale erreicht; Burger-Patties, Insektenbrot und allerlei Knabberartikel befinden sich auf dem Vormarsch. Was bei nicht wenigen Menschen in unseren Breitengraden allerdings noch Ekelgefühle und Assoziationen mit fragwürdigen TV-Formaten hervorruft, lässt in anderen Teilen der Welt niemanden mehr sonderlich aufhorchen. Heuschrecken, Grillen, Zikaden und Co. landen etwa in Asien, Afrika und Lateinamerika regelmäßig auf dem Speiseplan – laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen ernähren sich weltweit rund zwei Milliarden Menschen von Insekten. Weshalb es sich lohnt, diesem Trend eine Chance zu geben, belegen folgende Fakten: Viele der Tiere liefern hochwertiges Protein und Nährstoffe und stellen somit beispielsweise eine alternative Eiweißquelle für Menschen dar, die ihren Fleisch- und Fischkonsum reduzieren möchten. Auch Ballast- und Mikronährstoffe wie Eisen, Magnesium, Zink und Selen machen die Krabbler zu einem echten Allrounder!

Tatsächlich gelten rund um den Globus 2.111 Insektenarten als essbar, eine Tatsache, die auch den Blick auf die Ökobilanz der Herstellung interessant macht: Während weltweit 14,5 Prozent aller Treibhausgasemissionen aus der Tierhaltung und -verarbeitung resultieren und der stetig steigende Fleischkonsum die Erderwärmung erheblich fördert, ist bei der Erzeugung und Haltung von Insekten ein bemerkenswert geringerer Energiebedarf zu verzeichnen. Weder produzieren Käfer oder Würmer klimaschädliches Methan, noch nehmen sie große Weideflächen in Anspruch. Zur Erzeugung von einem Kilogramm Insekten, so weiß man heute, sind zwei Kilogramm Futter notwendig – allein bei einem einzigen Rind sind es dagegen ganze acht. Noch deutlicher wird es beim Wasserverbrauch, benötigt die Viehzucht hier doch im Vergleich die 15.000-fache Menge.

Aus anfänglicher Distanz wird Überzeugung

Auch Ina Henkel, Katrin Figueroa und Sabrina Jaap sind überzeugt von der Kraft der Insekten. Nachdem sie für ihr Start-up namens Tenetrio vor rund fünf Jahren ein Stipendium erhielten, nahm das Projekt an Fahrt auf. Denn auch die Zielgruppe der drei Gründerinnen benötigt jede Menge Proteine, gesunde Fette, Vitamine und Mineralstoffe: Das Trio setzt auf innovative, insektenbasierte Hundenahrung. Sabrina Jaap blickt zurück: „Meine beiden Gründungspartnerinnen haben in Potsdam Ernährungswissenschaften studiert, weshalb es sie zu Forschungszwecken auch nach Asien und Afrika führte. Dort kommt man früher oder später an essbaren Insekten nicht mehr vorbei, denn auf den Märkten und in den Restaurants sind sie allgegenwärtig. Nicht zuletzt unter Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsaspektes entstand der Gedanke, die Thematik als Forschungsprojekt mit »nach Hause« zu bringen.” Aus einer kleinen Test-Zuchtstation entwickelte sich schon bald die Idee der Start-up-Gründung; Sabrina Jaap stieß mit ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Expertise für Marketing und Vertrieb dazu, nicht ohne eine anfängliche Distanz: „Ich fand die Idee zu Beginn recht abstrus”, erinnert sie sich schmunzelnd. „Ich habe mich jedoch schnell in die Materie eingelesen, sodass mein Interesse schon bald geweckt war.”

Für den Einsatz von Insekten bieten sich grob vier große Bereiche an: Heimtiernahrung, Nutztiernahrung, Human­nahrung und gegebenenfalls auch Kosmetik. Ina Henkel, Katrin Figueroa und Sabrina Jaap erkannten vor allem in ersterem Bereich ein großes Potential, weshalb im Jahr 2017 mehrere Besuche diverser Heimtiermessen auf dem Programm standen, um erste Produkt-Prototypen vorzustellen. Das äußerst positive Feedback bewog die drei Partnerinnen dazu, den wichtigen Schritt zur Gründung einer eigenen Firma zu wagen. Unter der Marke Tenetrio entwickelten sie fortan Produkte für den Hund. Sabrina Jaap weiß: „Wir möchten die Besitzerinnen und Besitzer der Tiere dafür sensibilisieren, wie bekömmlich und gut verträglich die insektenbasierte Nahrung für die Vierbeiner ist. Denn der Markt für Hundefutter forciert stark das Thema »Fleisch«, viele Halterinnen und Halter können sich davon nicht trennen, da wird dann etwa die Abstammung vom Wolf angeführt.” Da es sich beim Hund jedoch um ein omnivores Lebewesen handelt, muss er seine benötigten Proteine nicht zwangsläufig vom Rind erhalten. Sabrina Jaap sieht im Einsatz von Insekten daher einen guten Mittelweg: „Wir verwenden keine aus Massentierhaltung stammenden Säugetiere, wo präventiv Antibiotika zur Gesundheitserhaltung der Zucht gegeben werden. Ernährungsphysiologisch gelten Insektenproteine als gleichwertig – und das deutlich ressourcenschonender.” Der Blick auf die Inhaltsstoffe gibt der Expertin recht: 100 g frische Mehlwürmer enthalten 27 g Protein, beim Rindfleisch sind es 26 g.

Viele Mikronährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe

Und so basieren die Produkte von Tenetrio auf eben genau diesen Insekten: Mehlwürmern. Diese versorgen den Hund mit vielen Mikronährstoffen, Vitaminen (Biotin), essentiellen Fettsäuren und Mineralstoffen wie etwa Magnesium. Jene Vitalstoffe sind mitunter wichtig, um eine gesunde Haut und glänzendes Fell zu fördern. Auch machen die Unternehmerinnen auf das geringe Allergiepotential des Hundefutters aufmerksam: Sowohl für Welpen als auch erwachsene Hunde wird Trocken- und Nassfutter mit ausgewählten und glutenfreien Zutaten angeboten. „Unser Anspruch ist es, mit unseren Produkten gleichzeitig Funktionalität anzubieten”, verdeutlicht Sabrina Jaap. „Leckerlies mit Gelenk-Komplex oder Produkte mit Minze und Papaya für die Mundgesundheit gehören daher zum Repertoire.” Zusatzstoffe, Zucker und chemische Geschmacksverstärker landen nicht auf der Zutatenliste, finden sich doch ernährungsbezogene Krankheiten wie Diabetes und Adipositas auch im Hundebereich wieder.

Nicht nur diese Parallelen zeigen auf, dass Insekten eine gesunde und zugleich klimafreundliche Lebensmittel-Alternative für Tier und Mensch darstellen können. Es existieren Heuschrecken, die Rind- oder Hühnerfleisch beim Eiweißgehalt um mehr als das Doppelte übertreffen; Nüsse, Hülsenfrüchte und Getreide ziehen in Sachen Proteinreichtum gegenüber Insekten gar den Kürzeren. Wenn sich dann noch dank geringerem Fleischkonsum CO2-Emissionen sowie die Massentierhaltung eindämmen lassen, sollte essbaren Insekten als innovatives und nachhaltiges Nahrungsmittel durchaus Aufgeschlossenheit entgegengebracht werden. „Das”, so räumt Sabrina Jaap ein, „wird sicher noch eine Weile dauern. Daher ist Aufklärungsarbeit auch so immens wichtig.”


Unter der Marke Tenetrio vertreibt das deutsche Start-up EntoNative GmbH insektenbasiertes Hundefutter. Als Ausgründung der Universität Potsdam hat das Unternehmen das wissenschaftliche Know-how rund um den Einsatz von Insekten in der Ernährung von Tieren. Die Produktphilosophie von Tenetrio verfolgt einen klaren Ansatz: so wenige Zutaten wie möglich, so viele wie nötig. Die Produkte kommen ohne Zuckerzusätze, Gluten, Farbstoffe und Geschmacksverstärker aus. Die enthaltenen Zutaten sind transparent deklariert, sodass Frauchen bzw. Herrchen ganz genau wissen, was sie ihren Hunden füttern.

tenetrio.de

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Ausgabe: 01/2022

Titelthema – Ernährung mit Verantwortung