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Portrait einer lachenden junge Frau in hellem Oberteil vor pastellrosafarbenem Hintergrund

Kann man Glück kaufen?

Foto: © contrastwerkstatt - stock.adobe.com
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Mit der minimalistischen Lebensweise ist eine Bewegung auf dem Vormarsch, die sowohl die Gründe, als auch die Auswirkungen unseres Konsums in den Fokus rückt. Immer mehr Menschen sehen Status, Karriere, Geld und Besitz nicht mehr als primäre Ziele an und reflektieren, worauf es im Leben wirklich ankommt. Dabei gelangen alle Minimalisten zur gleichen Erkenntnis: Weniger ist mehr! Ein Film dokumentiert diese bewusste Entscheidung für mehr Einfachheit im Leben.

Der Schlüsselsatz fällt ganz am Ende der rund 75 Minuten von „Minimalism: A Documentary About the Important Things“: „Liebt Menschen und benutzt Dinge, weil das Gegenteil niemals funktioniert.“ Urheber dieser Aussage ist Ryan Nicodemus, einer der beiden Hauptprotagonisten einer Produktion, die unter anderem beim Streaming-Dienst Netflix abrufbar ist. Es fallen unzählige weitere Denkanstöße, an denen man als Zuschauer respektive Konsument zu kauen hat. Wieso etwa füllen so viele Menschen, die eine Leere im Leben verspüren, diese mit Käufen? Wie kann es sein, dass Geld schneller ausgegeben als verdient wird? Und was ist das überhaupt für eine „Überlebensstrategie“, die Sucht nach immer mehr aufrecht zu erhalten?

Der Regisseur Matt D'Avella begleitet in seiner Dokumentation die beiden „Minimalists“ Ryan Nicodemus und Joshua Fields Milburn auf einer Reise quer durch die USA, in deren Zuge die beiden ihr Buch „Everything that remains“ („Alles was bleibt“) vorstellen. Das tun sie anfangs nur vor einer Handvoll Menschen, im Laufe der Tour vor einem stetig wachsenden Publikum und schließlich berichten sie in den großen US-amerikanischen TV-Stationen von ihrer genügsamen Lebensphilosophie. Denn diese scheint den Geist der Zeit zu treffen: Auf der ständigen Suche nach Zufriedenheit und Glück häufen die Menschen immer mehr Kram an und horten daheim Bücher, DVDs, Schuhe und Klamotten. Mehr Optionen bedeuten aber auch oftmals mehr (Kauf-)Druck. Im Rahmen einer minimalistischen Lebensweise aber gilt es, den Zweck eines jeden Besitzes zu überprüfen und sich zu fragen, inwiefern ein bestimmtes Produkt das eigene Leben bereichert.

Mehr Energie und Ressourcen

Der heute überzeugte Minimalist Ryan Nicodemus kann sich noch gut an den Punkt erinnern, an dem er in seinem einstigen Job für einen Konzern merkte, dass in seinem Leben etwas falsch lief: „Ich denke, mir ging ein Licht auf, als ich meinen Leuten zeigte, wie man Handys an Fünfjährige verkauft. Ich dachte, was mache ich hier?“ Immer wieder präsentiert die Dokumentation Bilder aus Shopping Malls, in denen unzählige Kunden Geschäfte stürmen, nach vermeintlichen Sonderangeboten jagen und sich gegenseitig Kartons aus den Händen reißen. Eine US-amerikanische Realität, die längst in Form von „Black Friday“, „Cyber Monday“ & Co. zu uns herübergeschwappt ist und folgenden Denkfehler begünstigt: „Ich habe so viele Sachen – nun sollte ich doch glücklich sein.“ Minimalismus steht allerdings nicht einfach nur für weniger Besitz. Vielmehr bedeutet diese Lebensweise, sich bewusst für die Dinge zu entscheiden, die einem wichtig sind. Denn wer sich aufs Wesentliche konzentriert, verfügt automatisch über mehr Energie und Ressourcen im Leben.

So kommen in „Minimalism: A Documentary About the Important Things“ neben Nicodemus und Fields Milburn noch viele weitere Personen zu Wort, die von ihrem minimalistischen Lebensweg berichten. Sie leben in so genannten „Tiny Houses“ auf 15 bis 45 m², reparieren defekte Gegenstände anstatt sie zu entsorgen und reduzieren radikal die Anzahl ihrer Klamotten im Schrank. Überhaupt: Kleidung. „Die Ära der schnelllebigen Mode, in der wir Kleidung in Ausbeutungsbetrieben herstellen um die wahren Arbeitskosten zu vermeiden, hat deren Preis so weit gedrückt, dass gebrauchte Kleidung wertlos geworden ist“, so die Ökonomin und Soziologin Juliet Schor in der Dokumentation. Eine Wirtschaft also, die eine extreme und tiefgehende Unnachhaltigkeit widerspiegelt. Erschien früher maximal zu jeder Jahreszeit eine neue Modekollektion, kann man sich heute im Verlauf von 52 Saisons pro Jahr neu einkleiden. Überspitzt gesagt: Die Modeunternehmen forcieren, dass ihre Käufer sich nach einer Woche „aus der Mode fühlen“, damit sie in der kommenden einen Grund haben, etwas Neues kaufen.

Nicht über den eigenen Verhältnissen leben

Wer sich mit den Themen „Minimalismus“ und „Weniger ist mehr“ befassen möchte, findet in „Minimalism: A Documentary About the Important Things“ einen idealen Einstieg. Dass der Film nicht gänzlich ohne eine amerikanische Färbung auskommt, soll dabei nicht unter den Tisch fallen. Wenn etwa der berühmte Hollywoodstar Jim Carrey mit „Ich wünschte, jeder könnte reich und berühmt werden, damit sie sehen, dass es nicht die Antwort ist“ zitiert wird, mag das im ersten Moment ironisch klingen – leicht gesagt, wenn man doch eben reich und berühmt ist. Andererseits: Wer könnte die Unbedeutsamkeit dieser zweifelhaften Werte besser beurteilen? Auch suggerieren Ryan Nicodemus und Joshua Fields Milburn nicht, dass wir fortan ausschließlich in winzigen Häuschen mit wenig Besitztümern leben sollen. Vielmehr reicht es, nicht über den eigenen Verhältnissen zu leben und darauf zu verzichten, zwecklose Dinge anzuschaffen. Fields Milburn bringt es auf den Punkt: „Wir versuchen, den Leuten zu zeigen, dass es für uns eine andere Art zu leben gibt. Der Grund, warum wir diese Geschichte mitteilen, ist es, Menschen zu helfen, diesen Appetit nach mehr Dingen zu zügeln. Weil es so ein zerstörerischer Weg ist.“ Glück und Zufriedenheit warten eher in der entgegengesetzten Richtung, möchte man bei diesem passenden Bild bleiben.

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