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Zecke auf Grashalm

Globalisierung und Klimawandel: Neue Krankheitsüberträger erreichen Europa

Auch Zecken, die bislang nur regional vorkamen, breiten sich zusehends aus. Foto: © RistoH - stock.adobe.com
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Weltweiter Reiseverkehr, Massentierhaltung und der menschliche Eingriff in die Tier- und Pflanzenwelt – all diese Vorgänge begünstigen in unseren Breitengraden den Zuwachs an Infektionskrankheiten, die ihren Ursprung eigentlich in tropischen Regionen haben. Doch auch der Klimawandel fördert zusehends die Übertragung von neuen Krankheiten: Denn höhere Temperaturen bedeuten optimale Bedingungen für Stechmücken und Zecken. 5 Fragen, 5 Antworten. 

 

Erreichen Insekten aus tropischen und subtropischen Ländern auch unsere Gefilde?

Dass der Klimawandel nicht nur Flora und Fauna, sondern auch den menschlichen Organismus bedroht, ist offensichtlich: Allergien stehen beispielsweise unter dem Einfluss längerer Pollenflugzeiten; Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden unter dem Anstieg der Durchschnittstemperaturen. Häufige und immer intensivere Hitzeperioden belasten den Körper demnach stark. Doch treibt der Wandel unseres Klimas auch Infektionskrankheiten an, die in unseren Breitengraden eigentlich nicht vorkommen? Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist es anzunehmen, dass sich etwa die Zeckenfauna – begünstigt durch den Klimawandel – regional verändert. Auch Stechmücken aus wärmeren Regionen kommen immer häufiger in Zentraleuropa vor. Viele Viren, die durch die Insekten übertragen werden, rufen Fiebererkrankungen oder Hautausschläge hervor. Doch auch schwerwiegendere Krankheiten sind möglich: Zu nennen wäre da etwa die Asiatische Tigermücke, die unter anderem das Chikungunya-, Dengue- oder West-Nil-Fieber übertragen kann. Mit höheren Temperaturen und veränderten Regenzeiten steigt somit auch das Risiko, mit transportierten Krankheitserregern in Kontakt zu kommen.

 

Welche Risiken gehen von Zecken und Mücken aus?

Die meisten auf den Menschen übertragbaren Infektionskrankheiten werden in Deutschland durch Zecken verursacht. Dabei zählt der Gemeine Holzbock (Familie der Schildzecken) zur häufigsten Zeckenart. Bevorzugte Lebensräume sind verschiedene Biotope, Parks und Gärten, vor allem aber Eichen-Buchen-Mischwälder. Dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zufolge optimiert der Klimawandel, der hierzulande vor allem mit Veränderungen der Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit einhergeht, die Bedingungen für Zecken. Die Folge: Die Tiere werden zunehmend früher im Jahr aktiv oder sind es auch noch bis zum Jahresende. Auch breiten sich Zecken, die bislang nur regional vorkamen, weiter aus. Ein Stich stellt erst dann eine Gefahr dar, wenn die Zecke mit Krankheitserregern infiziert ist und sich ausreichend lang am Wirt befestigen kann. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis und Borreliose zählen dabei zu den bedeutenden übertragbaren Krankheiten. In einigen Regionen Deutschlands sind zudem auch exotische Mückenarten heimisch geworden: Laut BMUV hat sich die bereits erwähnte Asiatische Tigermücke in Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen angesiedelt. Mücken übertragen gleich mehrere Erreger von Krankheiten wie unter anderem Malaria, Dengue- und West-Nil-Fieber.      

 

Was bedeutet der Verlust des natürlichen Lebensraums vieler Tierarten?

Der Mensch dringt zusehends in die Natur und somit auch in das Tierreich ein – man denke etwa an die Umwandlung des natürlichen Lebensraums von Wildtieren in Ackerflächen. Beim Kontakt zwischen Mensch und Tier, der durch diesen Eingriff zwangsläufig erfolgt, können Krankheiten übertragen werden, was zuletzt COVID-19 oder auch die Affenpocken belegt haben. Durch Habitatzerstörung und Klimawandel verändern sich die Lebensräume der Tiere – Arten, die somit gezwungen sind, in andere Gebiete abzuwandern, bringen etwaige Krankheitserreger mit. Die Gefahr von Zoonosen ist vor allem deshalb so groß, da das menschliche Immunsystem auf die Erreger nicht vorbereitet ist. Was darüberhinaus während der Pandemie aufgrund stetig neu entdeckter Corona-Varianten deutlich wurde: Krankheitserreger passen sich zusehends an eine veränderte Umwelt an. Laut BMUV sind mittlerweile rund 250 Zoonose-Erreger bekannt, die eben Tiere und Menschen gleichermaßen befallen können. Das Ministerium führt neben der erwähnten Naturzerstörung den weltweiten Reiseverkehr, Tier- und Warentransporte sowie die Massentierhaltung als Gründe für den starken Zuwachs von Erkrankungen wie Borreliose oder Hantavirus-Infektionen an.

 

Wie steht es um die Verbreitung des West-Nil-Virus in Deutschland?

Erstmals im Jahr 2019 erfasste das RKI in Deutschland bei erkrankten Menschen Infektionen mit dem West-Nil-Virus, das ursprünglich aus Afrika stammt. Die Übertragung war damals auf heimische Mücken zurückzuführen; ein erster Todesfall in Zusammenhang mit dem Virus wurde im Jahr 2020 registriert. Während etwa 20 Prozent der Infizierten eine fieberhafte und grippeähnliche Erkrankung entwickeln – die rund drei bis sechs Tage andauert – erkrankt etwa jede 100. infizierte Person schwer an einer neuroinvasiven Form des West-Nil-Fiebers. Das Virus kann mittlerweile hierzulande überwintern; neben dem Stich durch eine Mücke können sich Menschen auch über Bluttransfusionen infizieren. Experten sehen auch bei dieser Entwicklung einen kausalen Zusammenhang zur Klimaerwärmung, konnte doch im Labor nachgewiesen werden, dass sich Viren bei höheren Temperaturen in Stechmücken schneller vermehren können. Der Wandel des Klimas begünstigt auch in Deutschland eine Ausdehnung der Lebensräume für eben diese Tiere.       

 

Welche Maßnahmen sind notwendig?

Neben den ohnehin immens wichtigen Schritten zur Eindämmung der globalen Erderwärmung pochen Akteure aus Forschung und Medizin auf eine Professionalisierung der Stechmückenbekämpfung in Deutschland. Diese müsse durch spezielle Überwachungssysteme und Ini­tiativen zur Eindämmung nicht-einheimischer Stechmücken erfolgen. Präventionsmaßnahmen sind aber auch im Kleinen möglich: Da bereits geringe Wasseransammlungen für viele Stechmückenarten ideale Brutstätten darstellen, sollten diese im Garten und auf dem Balkon vermieden werden (beispielsweise in Eimern oder in Gießkannen). Behältnisse wie Regentonnen müssen abgedeckt, Vogeltränken regelmäßig gesäubert werden. Fenster, die abends und nachts geschlossen sind, halten Mücken aus den Wohnräumen fern – alternativ empfehlen sich Fliegengitter. Unterwegs schützen im Sommer helle Kleidung und Insektenschutzmittel, die auf die freien Hautpartien aufzutragen sind. Für den Schutz vor Zecken sollte die Haut bei Ausflügen in die Natur komplett von Kleidung bedeckt sein. Im Anschluss unbedingt den ganzen Körper (vor allem Kniekehlen, Armbeugen und den Achselbereich) sowie das Kopfhaar nach etwaigen Zecken absuchen.

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